Diese Seite widmet sich dem 1597 bis 1602 erbauten und 1914 aus militärischen Gründen gesprengten Alten Westturm bzw. Kirchturm oder Signalturm.
Jahrhundertelang diente der alte St. Nikolai-Kirchturm auch den Seefahrern als wichtige Wangerooger Landmarke, doch der Zahn der Zeit und die Tatsache, daß die Insulaner die Steine der zur Ruine gewordenen Kirche für den Bau eigener Häuser abtrugen, nagten sehr an ihm. Als der Kirchturm schon beinahe eingestürzt war, wandte sich der Bremer Rat am 27. Februar 1585 an den Oldenburger Grafen Johann XVI. mit der Bitte, Ersatz für den nur noch bedingt als Landmarke dienenden alten Turm zu sorgen. Die Bremer Kaufleute waren auf ihren Schiffsreisen in Richtung Weser auf eine solche Landmarke zur Orientierung dringend angewiesen. Doch zunächst stellte sich Johann quer, einige Bremer Ratsmitglieder hatten den Grafen mehrfach belästigt und bedroht, so daß er ihren Wünschen nicht ohne Weiteres nachkommen mochte.
Dann aber, am 21. März 1597, nach mehreren fehlgeschlagenen Überzeugungsversuchen, erbarmte sich Graf Johann von Oldenburg und entspach einer Deputation, welche noch einmal mit Nachdruck den Bau eines neues Seezeichens als Ersatz für den alten Kirchturm forderte. Den letztendlichen Ausschlag mag die Tatsache gegeben haben, daß man doch den armen Kauf- und Schiffmann nicht für den Zwist zwischen Grafen und Rat büßen lassen sollte. Dies wird auch in des Grafen Worten deutlich, in denen er ausdrückt, er errichte den Turm »nicht dem allgemeinen schiffahrenden Manne in Bremen, sondern allen Seestädten und Nationen zum Besten«.
Am 15. April teilte der Graf Johann von Oldenburg den Älterleuten mit, im bevorstehenden Sommer auf der Insel »einen dermaßen geschaffenen Torn aufbauen zu lassen, der ihnen und allen seefahrenden Nationen je so treglich, wo nicht ersprießlicher sein solle, wie der eingefallene Torn je gewesen sein möge«.
Übertragen wurde der Bau dem Maurermeister Berent Cappelman aus Bremen, der den ersten Stein schon am 4. Juli des Jahres 1597 legen konnte.
Der Turm wurde in der bekannten fünfstöckigen Gestalt (inkl. Erdgeschoß) erbaut, er erhielt zunächst zwei exakt in Nord-Süd-Richtung ausgerichtete Spitzen (siehe Zeichnung links), die die Navigation und Positionsbestimmung auf See erleichtern sollten. Befand sich z.B. ein Seefahrer genau nördlich des Turms, so standen die beiden Spitzen genau in einer Reihe hintereinander. Dies war zur Weseransteuerung sehr nützlich, da die äußerste Tonne der Weser genau auf dieser Linie lag.
Der Grundriß des neuen Signalturmes betrug ca. 11,80 mal 9,50 Meter (die schmaleren Seiten waren die Nord- bzw. Südseite), das 26 Meter hohe Mauerwerk war unten 2,40 bis 2,70 Meter dick, oben nur noch 1,20 bis 1,50 Meter dick. Auf dem Mauerwerk saß das zunächst zwei-, später dreispitzige schiefergedeckte Dach.
Am 16. Oktober 1602 konnte der Turm schließlich nach über fünfjähriger Bauzeit eingeweiht werden, nach der Chronik soll der neue Signalturm 24.000 Taler an Material und Handwerkerlohn, allerdings ohne Fuhren und Fronen, gekostet haben.
Die Schwelle des Eingangs befand sich lange Zeit in einer Senke, da sich die übrige Umgebung des Turms nach und nach durch Sandwehen erhöht hatte. Später waren etwa 1,50 Meter des Turms in dem ihm umgebenden Steinfundament versteckt.
Helmstange von 1826.
Über dem gewölbten Erdgeschoß befand sich im ersten Stockwerk die Kirche (genauere Beschreibung siehe unten), sie war durch eine in der westlichen Mauer ausgesparte Treppe zugänglich. Noch darüber befanden sich vier weiter Stockwerke, von denen das erste ursprünglich als Wohnung des Lampenwärters diente, später war hier das Militär kaserniert. Auch die auf der Insel arbeitenden Schlengenarbeiter nutzten dieses Geschoß von Zeit zu Zeit. Im dritten und vierten Stockwerk konnte Strandgut aufbewahrt werden, es wurde mit einer außen am Turm befindlichen Winde emporgezogen. Auch die Kirchenglocke befand sich hier, und zwar außen an der Ostseite des Turms.
Das Dachgeschoß war aus schönem Eichenholz gebaut, das sehr gut und fest gearbeitet war. Bis zur Sprengung des Turmes hatte das Holz mehrere Jahrhunderte fast schadlos überstanden, lediglich einige Brandspuren fanden sich am Holz, die wohl von einem Blitzschlag herrührten. Ein Blitzableiter wurde erst ca. 1815 am Westturm installiert.
Wappenstein des Alten Westturms.
Auf der mittleren Spitze befand sich seit 1624 eine eiserne Helmstange mit Sichtkugel und Wetterfahne. Doch leider zerbrach diese während des schweren Sturms am 3. und 4. Februar 1825, so daß Ersatz geschaffen werden mußte. Im Jahre 1826 wurde die alte, abgebrochene Stange im Auftrag des Landesherrn durch eine neue Helmstange samt vergoldeter, neuer Kugel und Wetterfahne ersetzt. Noch heute ist die Helmstange auf der Insel zu besichtigen, sie befindet sich jetzt vor dem Alten Leuchtturm. Rechts sowie weiter unten sehen Sie Fotos von der Stange, deutlich ist das in die Wetterfahne eingravierte Jahr 1826 erkennbar.
An seiner südlichen Mauer trug der Turm, direkt über der Eingangspforte, einen Stein mit dem Wappen des Jeverlandes und folgender Inschrift: »Laus deo optimo, maximo! Tandem bona causa triumphat! 15 — 97« (Lob sei Gott, dem Einzigen und Höchsten! Endlich siegt die gute Sache!). Ein Foto des Wappensteins befindet sich links. Heutzutage befindet sich der Stein im neuen, 1933 erbauten Westturm.
Im Jahre 1624 wurde, um eine Verbesserung des Feuerscheins zu erreichen (das vorher in der Nordspitze untergebrachte Leuchtfeuer schien ausschließlich nach Norden und war schlecht zu erkennen), die große Mittelspitze auf den Turm gebaut, die dem Signalturm sein heute noch bekanntes, charakteristisches Erscheinungsbild gab. Durch 48 Fenster schien das Lampenlicht fortan, näheres finden Sie im Abschnitt »Das Leuchtfeuer« etwas weiter unten.
Auf einigen Bildern sieht man ganz deutlich, daß sich am Turm eine große weißgetünchte Fläche befand. Sie diente als Hintergrund für die Eis-Signale, die die in die Weser fahrenden Schiffsleute tunlichst zu beachten hatten. So ließ der Inselvogt einen Korb aus Rohrgeflecht am Turm baumeln, wenn die Flüsse schon Eisschollen trugen. Es war also für die Seeleute höchste Vorsicht beim Einsegeln in die Weser geboten. Zwei Körbe wurden gesetzt, um zu zeigen, daß der Frost schon Eisbrücken schlug oder Barrikaden von Eisschollen an den Ufern aufwarf. Hier konnte es nur noch heißen: Umkehren, es ist kein Durchkommen mehr.
Diese Aussicht war der Lohn für eine schweißtreibende Turmbesteigung. Bei einem Blick aus der Mittelspitze in Richtung Westen hatte man einen schönen Blick über den Westteil Wangerooges mit seinen vielen Buhnen.
Links ist eine zeitgenössische Darstellung von Alt-Wangeroog um 1823 zu sehen, daneben eine für das »Westturm-Restaurant und Pensionat Donath« werbende Ansichtskarte aus dem Jahre 1905.
Das 1. Obergeschoß muß schon direkt beim Turmbau als Kirche reserviert worden sein, allerdings ist nicht bekannt, ob der Gottesdienst noch einige Jahre in der alten St. Nikolai-Kirche, deren Turm bereits eingestürzt war, abgehalten wurde. In der Ostwand des Kirchenraumes befand sich eine fensterlose (erst später wurde hier ein Fensterloch herausgebrochen), rundbogige Nische, in der wohl ursprünglich der Platz des Altars sein sollte. Später befand sich dieser allerdings an der Südseite, wo man auch 1911 noch drei schöne Sandsteinstufen sehen konnte, die im Winkel angeordnet waren und früher den Auftritt zum Altarpodium bildeten.
Genau 24 steinerne Stufen mußten die Insulaner hinaufsteigen, um in den Kirchenraum zu gelangen. Dies war der vom Tageslicht am hellsten erleuchtete Raum des Turmes, denn er besaß an jeder Seite eine Fensteröffnung, von denen das Hauptlicht allerdings durch das südliche Fenster in den Raum fiel, wo auch Altar und Kanzel ihren Platz hatten. Das Licht, das durch die übrigen Fenster in den Kirchenraum eindrang, wurde zum großen Teil durch die Logen verdunkelt.
Der Altar im Inneren der Kirche war mit einem roten Altartuche und einer weißen Serviette bedeckt, auf ihm standen zwei hohe Leuchter mit hohen Wachskerzen. Bei der Feier des Abendmahls befanden sich auf dem Altar außerdem ein großer vergoldeter silberner Kelch, ein vergoldeter silberner Oblatenteller, eine kleinere silberne Oblatendose und eine große zinnerne Weinkanne. Die wertvollen Gegenstände waren ein Geschenk des ehemaligen Inselvogtes Johann Eiles aus dem Jahre 1668. Gleich hinter dem Altar erhob sich die Kanzel, an dessen Wand ein Ölgemälde stand, das das Abbild Jesu zeigte. Das Gemälde war ein Geschenk der Großherzogin Cecilie.
Gegenüber dem Altar, auf der Nordseite, befand sich eine kleine Orgel, anders als in gewöhnlichen Kirchen, wo der Altar im Osten und die Orgel im Westen ihren Standort haben. Selbst wenn alle Orgelregister ausgezogen waren, konnten die Töne nicht durchdringen, die Orgel war lediglich zur Begleitung des Gesanges da. Auch die Orgel war ein Geschenk, und zwar eines vom Herzog Peter.
Etwa 90 Sitzplätze bot diese kleine Kirche auf in 13 Reihen angeordneten Bänken und in den weiter oben befindlichen Logen, zudem waren auf den Emporen weitere ca. 90 Stehplätze vorhanden. Zusätzlich hatte die Kirche drei besonders gekleidete Stühle, nämlich einen großen Stuhl in einer Nische unter der Orgel für die Landesherrschaft, einen Stuhl zur Sakristei des Predigers und einen Stuhl für die Familie des Predigers. Die Farbe der Bänke und Stühle war in einem bräunlichen Holzton gehalten, ebenso wie die Kanzel, die allerdings noch mit einige goldenen Streifen verziert war.
Wie es sich für eine Kirche gehört, besaß auch der Westturm eine Glocke. Diese hing zwei Stockwerke höher auf der Ostseite in einer Türöffnung, die ursprünglich zum Aufziehen und Einholen von Lasten eingerichtet war. Sehr gut zu erkennen ist sie auf der untenstehenden Ostseiten-Skizze.
Im Jahre 1602 wurde der Westturm als eine weithin sichtbare Landmarke auf Wangerooge fertiggestellt. Doch schon im Mai 1612 reichte Graf Anton Günther bei seinem Aufenthalt zur Kaiserwahl in Frankfurt a. M. einen Gesuch betreffend des Weserzolls ein, der in Art. 11 besagte, daß der Graf schon desöfteren »von vielen vornehmen Kaufleuten ersucht worden« sei, auf dem Turm eine »immer brennende Leuchte zu halten«, wonach man sich nachts beim Navigieren richten kann.
Nach mehr als zehn Jahren, am 31. März 1623, wurde dem Grafen endlich auferlegt, auf dem Signalturm eine »immerbrennende Laterne anzurichten und zu erhalten«. Also wurde in den folgenden Monaten in die seewärts gerichtete Nordspitze eine Lampe eingebaut, die das erste Mal am 15. März 1624 entzündet wurde. Hierfür wurde das Schieferdach für sechs Fenster durchbrochen, die je 65 Zentimeter hoch und 20 Zentimeter breit waren und in zwei Reihen übereinander angeordnet waren. Dahinter hingen neun aus Eisenblech gefertigte vierkantige Rüböllampen mit Kattundochten. Einer Insulanerin und ihrem Sohn wurden die Wartungsarbeiten an den Lampen anvertraut, dieser Dienst wurde später von zwei Mägden besorgt. Dieses erste Leuchtfeuer brannte allerdings nur bis Pfingsten 1624.
Da das zunächst eingebaute Licht nur mit geringer Leuchtkraft in nur eine Richtung über die See leuchtete und etliche Klagen der Seeleute darüber aufkamen, wurde schon am 25. Juni 1624 mit dem Emder Zimmermann Gerriet Hayns ein Vertrag zur Herstellung einer dritten höheren Mittelspitze geschlossen. Schließlich sollte das Feuer auch den Weserzoll rechtfertigen, der dem Staat Oldenburg wichtige Einnahmen bescherte. Die neue Spitze sollte in einer achteckigen Laterne mit 48 Scheiben auslaufen, hinter denen »viele Lampen« brennen sollten.
Ende Juli 1624 war der Neubau vollendet, 16 Zeugen von der jeverschen Küste wurden am 30. Dezember des Jahres über die Leuchtkraft notariell vernommen. Sie lobten das Feuer in höchsten Tönen, es leuchte wie der Mond und sei in nördlicher Richtung bis zu 40 Kilometer weit sichtbar.
Leider währte die Freude über das neue Leuchtfeuer nicht lange, noch am 20. August 1630 wurde eine Öllieferung für das Feuer in Auftrag gegeben, doch schon am 5. September des gleichen Jahres befahl der Graf Anton Günther, die Laterne, die jüngst in Brand geraten war, nicht wieder in Stand zu setzen und stattdessen eine Bake mit Kohlenfeuer zu errichten. Damit endete die kurze Leuchtfeuergeschichte des Alten Westturms nach nur sechs Jahren.
Zahlreichen Stürmen und Windfluten hatte der Alte Westturm zu trotzen.
Diese verrostete Öse befindet sich heutzutage dort, wo damals das Turmfundament zu finden war, nämlich auf der Buhne B.
Erbaut wurde der Turm seinerzeit im Südosten der Insel, für damalige Verhältnisse ausreichend weit von der Dünenabbruchkante entfernt. Durch die stete Wanderung der Insel, die erst in neuerer Zeit durch den Bau schwerer Schutzbauwerke im Inselwesten gestoppt werden konnte, rückte der Kirchturm, der erst später aufgrund seiner Lage »Westturm« genannt wurde, immer weiter und weiter an die Dünenabbruchkante heran.
Unten sehen Sie drei Karten der Insel, die erste ist aus dem Jahre 1780, die zweite ist von 1866 und die dritte zeigt den Westteil vom heutigen Wangerooge. Man sieht, daß im 18. Jahrhundert um den Turm herum noch zahlreiche Häuser standen, dies war das alte, 1854/'55 untergegangene Westdorf Alt-Wangerooge. Auch fällt auf, daß sich die Häuser des Dorfes und der Kirchturm noch auf der Südseite der Insel, nahe der Wattkante, befanden.
Ganz anders sieht es dann schon auf der zweiten Karte von 1866 aus. Diese zeigt Wangerooge kurz nach der verheerenden Sturmflut, der das alte Westdorf zum Opfer fiel. Im Osten hatten sich die Insulaner bereits um den kurz zuvor neu erbauten Leuchtturm herum angesiedelt, nur der ehemalige Kichturm, der nun zum Westturm geworden war, trotzte noch den ihn jetzt zweimal täglich umspülenden Fluten, alle weiteren Häuser waren verschwunden.
Zum Vergleich sehen Sie ganz rechts dann noch eine Karte, auf der der rot markierte Punkt den Standort des heute noch sichtbaren Westturmfundaments wiedergibt, der Turm selbst wurde ja im Jahre 1914 gesprengt (siehe Bericht unten). Nur wenige hundert Meter weiter ostsüdöstlich befindet sich heutzutage der 1969 erbaute Neue Leuchtturm.
Kurz vor dem ersten Weltkrieg änderte sich das Bild Wangerooges grundsätzlich, Kasernen statt Logierhäuser wurden gebaut und Soldaten patroullierten auf den Inselstraßen.
Da Wangerooge ein überaus wichtiger strategischer Punkt in der Jadebefestigung war (die kaiserliche Kriegsflotte war u.a. in Wilhelmshaven stationiert) und man dem von See kommenden Feind die Orientierung erschweren wollte, entschloß man sich, die wichtigen Landmarken der Insel zu beseitigen. Die beiden Landmarken, die weichen mußten, waren die Dünenbake und der Westturm.
Letzterer sollte am 23. Dezember des Jahres 1914 mit Hilfe einer gezielten Sprengung niedergelegt werden. Doch erwies sich der über 300 Jahre alte Turm als überaus standfest, nach der ersten Sprengung stand noch immer ein beachtlicher Teil der Außenmauern (siehe Foto unten).
Also mußte man ein zweites Mal Hand anlegen und eine zweite Sprengung durchführen, die einen Tag später, an Heiligabend des Jahres 1914, durchgeführt wurde. Diesmal hatte der alte Recke den Sprengladungen nichts mehr entgegenzusetzen und er fiel vollends zusammen. So war der Westturm also letztendlich ein Opfer des ersten Weltkrieges geworden.
Man muß allerdings dazusagen, daß sich die Unterkante des Turmfundaments schon im Jahre der Sprengung mehr als einen Meter über dem Strand befand und nur noch behelfsmäßig mit vielen Steinen abgesichert war. Schon bei der Sturmflut im Jahre 1916 war auch diese Fundamentsicherung zerstört, so daß zu vermuten ist, daß der Westturm in dieser Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin eingestürzt wäre.
Das erste Foto zeigt den Turmstumpf nach der ersten, nur teilweise erfolgreich durchgeführten Sprengung am 23. Dezember 1914. Die weiteren beiden Bilder sind bei der zweiten Sprengung am 24. Dezember 1914 entstanden, der der Alte Westturm endgültig zum Opfer fiel.
Noch heute zeugt das ehemalige Turmfundament vom früheren Standort des Westturms, nun »Alter Westturm« genannt.
Falls Sie dem geschichtsträchtigen Ort selbst einmal einen Besuch abstatten möchten, laufen Sie einfach am Strand entlang in Richtung Westen, unterhalb vom »Haus am Meer« (das Haus mit dem Vorbau, der ein abgerundetes Dach trägt) befindet sich eine Buhne mit einem großen Steinrondell in der Mitte. Genau hierauf stand bis 1914 der Alte Westturm. Es empfiehlt sich ein Besuch bei Niedrigwasser, denn dann kann man hier am Strand auch selbst einmal auf die Jagd nach Überbleibseln des alten, 1854/'55 untergegangenen Westdorfes Alt-Wangeroog gehen. So findet man an dieser Stelle u.a. Steinreste, Scherben und sonstige Dinge, die von einer ehemaligen Besiedelung herrühren.
Die Buhne, auf der sich das Fundament befindet, ist übrigens die Buhne ›B‹ (jede der Inselbuhnen ist mit einem Buchstaben versehen), sie wurde zur Stärkung des Turmfundaments in den Jahren 1882 und '87 gebaut. Weiter oben auf dieser Seite sehen Sie bei den Skizzen auch eine Zeichnung, die die Fundamentsicherung inkl. Buhne ›B‹ zeigt.
Rechts sehen Sie eine Projektion des Alten Westturms von ca. 1910 auf ein aktuelles Foto vom 24. Januar 2005. So erhält man eine gewisse Vorstellung davon, wie es wohl vor mehr als 100 Jahren hier ausgesehen haben mag. Durch den einsamen Standort am Inselstrande wirkt der Turm noch einmal so imposant.
Ganz links sehen wir die Buhne B, hier ist das ehemalige Turmfundament noch gut erkennbar. Das zweite Foto zeigt den Standort, an dem der Turm bis 1914 stand, beim dritten Bild sehen wir das Turmfundament noch einmal.
Das vierte Foto zeigt das zur alten Fundamentsicherung gehörige Natursteinpflaster und auf dem fünften Foto sehen wir noch einmal die Buhne ›B‹ von Norden aus. Das letzte der Fotos ist eine Luftaufnahme vom Inselwesten mit eingezeichnetem Westturm-Standort (dieses können Sie durch Klick auf das Bild vergrößert betrachten).
Im Jahre 1933 baute man den Alten Westturm, nur einige hundert Meter nach Süden versetzt, mehr oder weniger originalgetreu nach. Vieles an dem neuen Turm war allerdings ein Zugeständnis an die moderne Zeit, so erhielt er an der Ost- und an der Westseite zahlreiche Fenster, da der neue Westturm schon von Anfang an als Herberge für die Jugend geplant war. Vom Gesamtbild des alten Turmes bekommt man so aber immerhin von Weitem einen recht guten Eindruck. Auch auf dem 1975 eingeführten Inselwappen ist der Alte Westturm als das Wangerooger Wahrzeichen zu sehen.